Die Schriftstellerin und  Filmemacherin Tsitsi Dangarembga im Gespräch

Für das Jahrbuch der Deutschen Afrika Stiftung 2021/2022

Sarah Elsing:

Seit 2020 läuft Ihr Prozess, der geradezu kafkaeske Züge annimmt. Immer wieder wird vertagt, vertagt, vertagt. Zermürbungstaktik könnte man das nennen. Wie geht es Ihnen in dieser Lage?

Tsitsi Dangarembga:

Ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Denn mein Leben war sehr ausgefüllt mit Dingen, die mir viel Freude bereiten. Die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels im vergangenen Jahr und auch die Nominierung für den Booker Prize 2020 haben mir viele Möglichkeiten eröffnet. Jetzt liegen viele dieser spannenden Kooperationen und Veranstaltungen – auch in Berlin – hinter mir.

Aktuell bin sehr angespannt. Denn im Moment scheint nichts von dem, was ich gerne gemacht habe, gut zu funktionieren. Anfang September sollte ich ein neunmonatiges Stipendium am Radcliffe Institute for Advanced Study an der Universtität Harvard antreten, worauf ich mich sehr gefreut habe. Aber bis zum Vortag der Abreise, wusste ich nicht, ob ich überhaupt ein Visum bekomme. Unter diesen Umständen bekommen die negativen Aspekte des Lebens mehr Einfluss.

Sarah Elsing:

Zum Prozess selbst dürfen Sie sich nicht äußern. Aber sicher können Sie berichten, wie der Prozess in Simbabwe wahrgenommen wird. International gibt es ja viel Berichterstattung. Aber wie ich lese, spielt Ihr Fall in den offiziellen Medien ihres Landes, die von der Regierung kontrolliert werden, keine Rolle. Wie kann die simbabwischen Öffentlichkeit überhaupt erfahren, wie es um Ihren Prozess steht?

Tsitsi Dangarembga:

Nein, es gibt nicht viele Informationen darüber in Simbabwe, weil die offiziellen Regierungsmedien nicht wirklich daran interessiert sind, solche Geschichten zu erzählen. Und wenn sie es doch tun, dann aus einem bestimmten, negativen Blickwinkel heraus.

Aber das Problem ist, dass es so viele Verfahren gegen Oppositionelle und Mitglieder der wichtigsten Oppositionspartei, der Citizens Coalition for Change, gibt. Im Moment läuft eine Spendenaktion für zwei Oppositionelle, die verhaftet wurden, weil ihre sie den Mord an einer Oppositionsfrau aufgedeckt hatten. Ein Anhänger der Regierungspartei, die in den Mord verwickelt war, wurde verurteilt. Der andere Verdächtige konnte ungeschoren davongekommen. Stattdessen wurden 14 Oppositionelle festgenommen.

Wir werden also mit dieser Art von Verfahren so überschwemmt, dass es sehr schwierig ist, den Überblick zu behalten. Das ist Teil der systematischen Unterdrückung der Opposition. Die Menschen neigen dazu, ihre Aufmerksamkeit auf die großen politischen Persönlichkeiten zu richten. Wenn es um den einzelnen Bürger geht, ist es nicht so einfach zu verstehen, welche demokratischen Grundsätze auf dem Spiel stehen. Daher verfolgen die Menschen diese Art von Prozessen nicht so sehr.

Sarah Elsing:

In Deutschland und auch international sind Sie durch Ihre Bücher und Preise berühmt. Hat ein Prozess gegen eine weltweit öffentliche Person wie Sie nicht auch symbolische Wirkung, besonders für die Kulturschaffenden in Simbabwe?

Tsitsi Dangarembga:

Ich würde sagen, nein. Simbabwe befindet sich in einer Situation, in der andersdenkende Künstler wahrscheinlich außerhalb des Landes sind. Um im Land zu überleben, muss man in irgendeiner Weise positive Beziehungen zur Regierung haben. Daher sind die noch praktizierenden Kulturschaffenden im Lande vor allem Leute, die der Regierungspartei Zimbabwe African National Union – Patriotic Front nahestehen. Unabhängig von ihrer privaten Haltung sind die gar nicht in der Position, sich solidarisch mit mir zu zeigen.

Sarah Elsing:

Zwei Jahre Anwaltskosten, da kommt einiges zusammen. Bisher haben Anwälte der Organisation Zimbabwe Lawyers for Human Rights die Verteidigung übernommen. Aber sie können die Kosten nicht mehr tragen. Wie geht es weiter?

Tsitsi Dangarembga:

Ja, in den zwei Jahren sind die Kosten immer höher geworden. Es sieht wirklich so aus, als ob es sich hier um eine Strategie handelt, mit der Ressourcen, Zeit und Energie für diese Art von Rechtsstreitigkeiten gebunden werden.Und dann gibt es noch all die anderen Fälle. Der eben erwähnte Fall der 14 Oppositionellen, die angeblich in diesen Mordfall verwickelt sind, ist ja nur einer der bekanntesten in der Umgebung der Hauptstadt Harare. Wir können nur erahnen, was im Rest des Landes passiert, wo ebenfalls täglich Menschen wegen Kleinigkeiten festgenommen werden. Zimbabwe Lawyers for Human Rights ist nicht mehr in der Lage, all diese Fälle aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

Deshalb haben wir nun eine Spendenaktion gestartet. Der PEN Deutschland und mein deutscher Verlag Orlanda unterstützt uns und koordiniert alles.

Sarah Elsing:

Der Prozess erscheint im wahrsten Sinne kafkaesk. Verlauf und Ausgang sind vollkommen unvorhersehbar. Aber es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Sie ins Gefängnis müssen. Bereiten Sie sich irgendwie darauf vor oder denken Sie einfach nicht darüber nach?

Tsitsi Dangarembga:

Wissen Sie, es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken. Wenn ich das tun würde, würde ich nur depressiv werden. Und es gibt noch andere Dinge, um die ich mich kümmern muss. Die Richterin wird ihre Entscheidung treffen und danach gibt es viele Möglichkeiten, die über das Amtsgericht hinausgehen. Wenn es das Geld zulässt, würden wir wahrscheinlich Berufung einlegen wollen. Aber ja, alles kann passieren. Aber ich will wirklich nicht meine Energie in eine Art chaotische Leere verschwenden.

Sarah Elsing:

Stattdessen haben Sie während dieses Prozesses sogar geschrieben. Wie hat sich dieser Prozess auf Ihre Arbeit ausgewirkt? Konnten Sie sich überhaupt auf andere Themen konzentrieren?

Tsitsi Dangarembga:

Das Einzige, was sich mit Prozessbeginn verändert hat, ist, dass ich öfter im Gericht bin und mehr mit Besprechungen und der Organisation von Zeugen und solchen Dingen zu tun habe. Es hat mich viel Kraft gekostet, nicht zu wissen, ob ich im September nach Harvard reisen kann. Es ist das zweite Mal, dass ich mich dort beworben habe. Jetzt habe ich das Stipendium gewonnen, was mir neun Monate Zeit zum konzentrierten Arbeiten ermöglicht. Ich bin sehr froh, dass das Visum doch noch gekommen ist – am Tag vor der Abreise!

Das sind alles Hindernisse, die der simbabwischen Staat und sein Handeln mir in den Weg gestellt hat. Aber ich beschäftige mich nur damit, wenn ich muss. Denn es geht um meine Zeit und die Energie, die ich darauf verwende. Aber ich bin Schriftstellerin und deshalb analysiere ich alles und denke über die Bedeutung der Dinge in menschlicher und gesellschaftlicher Hinsicht nach. So gesehen ist der Prozess sogar anregend für meine Arbeit.

Sarah Elsing:

Dann lassen Sie uns über Ihre Arbeit sprechen. Gerade ist in Großbritannien ein neuer Essayband von Ihnen erschienen. Bis er auf deutsch herauskommt, dauert es noch etwas. Aber verraten Sie uns doch schon jetzt: Worum geht es in diesen Aufsätzen?

Tsitsi Dangarembga:

In diesen Essays geht es im Grunde um meine Erfahrung als eine schwarze simbabwische Frau, die sich in einer Welt zurechtfinden muss, die nicht wirklich viel Platz für eine schwarze simbabwische Frau hat. Vor allem nicht für eine, die in der Kreativbranche tätig ist.

Ich beschreibe auch, wie ich selbst in der Kreativbranche aufgenommen wurde. Warum ist diese Branche so relevant? Ich halte es für wichtig, dass Menschen wie ich eine Plattform haben und die Kreativwirtschaft ist ein Ort des Diskurses, in dem wir eine Vielfalt von Inhalten haben sollten.

Sarah Elsing:

„Menschen wie ich“ – Sie sind ja nicht nur eine schwarze Schriftstellerin und Filmemacherin, sondern auch eine Feministin und politische Aktivistin. Trennen Sie jemals Schreiben, Literatur oder Film von Ihren politischen Anliegen?

Tsitsi Dangarembga:

Die Ideen und die Seelen sind dieselben. Aber wenn ich mich dazu entschließe, mit einem Plakat auf die Straße zu gehen, dann ist das eine ganz bestimmte Entscheidung, eine ganz persönliche, weil ich mich sonst hilflos fühle. Während ich beim Schreiben über alles Mögliche schreibe und einfach versuche, es so zu formulieren, dass es für mich einen Sinn ergibt und eine Geschichte daraus entsteht, von der ich hoffe, dass andere sie lesen und etwas davon haben.

Sarah Elsing:

Kürzlich haben Sie im Literarischen Colloquium Berlin an einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Mit Sprache handeln“ teilgenommen. Wie handeln Sie mit Sprache?

Tsitsi Dangarembga:

Jede Sprache ist ein Akt. Allein die Tatsache, dass wir sprechen, ist ein Akt. Er ist absichtlich und es werden Entscheidungen getroffen, diese Art von Gespräch zu diesem bestimmten Zeitpunkt mit dieser Person zu führen und nicht mit einer anderen. Auch dieses Gespräch hier hat wie jede Handlung, Auswirkungen und zieht weiteres Handeln nach sich.

Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass die Menschen das verstehen. Wenn also eine Frau die Straße entlanggeht und jemand sie als Frau beschimpft, dann ist das eine Handlung, die eine Auswirkung auf diese Person hat. In diesem Sinne verstehe ich Sprache als eine Handlung.

Wenn wir sprechen, ist das auch etwas Körperliches, weil sich die Luft dabei bewegt. Es ist also auch ein physischer Akt. Und wenn wir auf Papier schreiben, machen wir eine physische Markierung. Wenn Worte auf dem Bildschirm erscheinen, dann liegt das an der Physik des digitalen Geräts, das Sie benutzen, und das führt zu dieser visuellen Sache. Es ist also eine Kommunikation.

Sarah Elsing:

In Deutschland gelten Sie als eine der „radikalsten weiblichen Stimmen des afrikanischen Kontinents.“ Ihre preisgekrönte Romantrilogie „Aufbrechen“, „Überleben“, „Verleugnen“ erzählt eine weibliche Geschichte von Bildung und Aufstieg, aber auch von zerschlagenen Hoffnungen, Härte und Entfremdung und gelegentlichen Eruptionen der Gewalt. Würden sie diese Bücher als aktivistische Romane bezeichnen?

Tsitsi Dangarembga:

Es gibt Genres, die sich in Kulturen etabliert haben, die eine lange Tradition des Schreibens haben. Sie lassen sich also nicht eins zu eins in Kulturen übertragen, die nicht dieselbe Tradition haben – wie eben die Literatur Simbabwes. Deswegen können Leser diese Romane als Aktivistenroman oder als Liebesroman oder als Coming-of-Age-Roman bezeichnen.

Ich erzähle das Leben eines jungen Mädchens, das große Ambitionen hat. Es ist doch verrückt, dass das Aktivismus sein soll. Es sollte ganz normal sein, dass ein junges Mädchen Träume und Wünsche hat. Und dass sie etwas unternimmt, um sie zu erfüllen.

Sarah Elsing:

Die Heldin Ihres Romans, Tambudzai, ist in der Tat ein erstaunliches Mädchen mit vielen Talenten und großen Ambitionen. Aber Tambudzai ist eben auch viel mehr als das, nämlich die Repräsentantin des jungen Simbabwe. Wie sieht es aus, diese andere, junge Version von Simbabwe, die Sie uns da vorstellen?

Tsitsi Dangarembga:

Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als wir um das Feuer saßen, als die Verwandten sich versammelten und ein älterer Verwandter uns jüngeren Geschichten erzählte. Es ist mir wichtig dieses Gefühl durch mein Schreiben wieder zu erzeugen. Besonders das Gefühl der Gemeinschaft unter jungen Frauen.

Also war es für mich wichtig zu sagen: Hey, junge Frauen, wisst ihr, dass es ein Leben da draußen gibt, an dem ihr teilhaben könnt? Denn das ist tatsächlich eine neue Idee für viele junge Frauen, dass sie nicht wissen, dass sie die Erlaubnis haben, vor allem Wünsche für sich selbst zu haben. Ich meine, das ist klassischer Feminismus, seine eigenen Wünsche zu haben und daran zu arbeiten, sie zu erfüllen. Das wissen sie nicht.

Sarah Elsing:

Tambudzai tut einiges, um ihre Ambitionen zu verwirklichen. Aber sie stößt sehr schnell an strukturelle Grenzen. In ihrem Fall einer schwarzen jungen Frau vom Dorf heißen diese Beschränkungen Herkunft, Rasse und Geschlecht.

Tsitsi Dangarembga: Und Klasse.

Sarah Elsing:

Ja, Klasse kommt auch noch hinzu. Es ist eine vielfältige, komplexe Diskriminierung, die Tambudzai da erlebt. Intersektionalität nennt man das in der Wissenschaft. Können Sie uns kurz erläutern, wie sich diese Unterdrückungsmechansimen in Simbabwe zeigen und vor allem, welche Auswege es daraus gibt?

Tsitsi Dangarembga:

Ja, es war wichtig für mich, auf diesen Komplex von negativen Bedingungen hinzuweisen, die sich auf jemanden auswirken, der all diese demografischen Merkmale hat. Aber auch zu versuchen, diese im Prozess des Schreibens zu bewältigen. Es gibt keine einfache Antwort darauf, wie Frauen diese multiplen Benachteiligungen überwinden können. Eine Möglichkeit ist, sich der ZANU-PF anzuschließen.

Sarah Elsing: Wie das?

Tsitsi Dangarembga:

Ganz einfach. Wenn Sie in irgendeiner Weise der ZANU-PF angehören, als Frau zum Beispiel einen Mann geheiratet haben, der oben in der Hierarchie der Partei steht, haben Sie Zugang zu Macht und Ressourcen. Auch Männer nutzen diese Möglichkeit, dann geht es natürlich auch ohne Heirat. Es ist sehr schwierig, einem Simbabwer diesen Schritt vorzuwerfen. Denn die Alternative bedeutet, dass man wie Tambudzai und ihre Familie im Elend bleibt.

Die andere Möglichkeit ist, das Land zu verlassen. Vielleicht ein Viertel der simbabwischen Bevölkerung lebt in der Diaspora. Wenn sie können, schicken die Exilanten Geld zurück, um die Familie daheim zu unterstützen. Die Regierung ist froh über diese Zuwendungen, weil sie die Wirtschaft unterstützen.

Die Möglichkeiten solche komplexen Benachteiligungen zu überwinden, sind also extrem begrenzt.

Manche, die es schaffen, das Land zu verlassen, haben eine Ausbildung genossen und haben dadurch auch in anderen Teilen der Welt einen Wert für die Weltwirtschaft. Deshalb basiert meine Geschichte von Tambudzai auf dem Wunsch nach Bildung, weil sie der Meinung war, dass sie dadurch in die Lage versetzt werden würde, sich selbst einen Wert zu verschaffen. Und die Dinge zu erreichen, nach denen sie sich sehnt.

Sarah Elsing:

Simbabwe ist ein Land, in dem die Menschen noch nie wirklich Frieden erlebt haben. Wenn man in einer Struktur der Gewalt und der komplexen Diskriminierung aufwächst wie Sie sie beschreiben, ist es nachvollziehbar, dass sich eine Demokratie hier nicht von innen heraus entwickeln und Fuß fassen konnte. Wo sehen Sie auf lange Sicht die Quelle des Wandels? Liegt die Hoffnung allein in der Diaspora?

Tsitsi Dangarembga:

Die Hoffnung liegt in den Verzweifelten. Die Menschen im Land müssen verstehen, dass sie selbst dafür verantwortlich sind, ihr Leben zu verbessern. Aus dieser Hoffnung heraus habe ich diese Romane geschrieben. Ich bin der Meinung, dass eine kreative Erzählung, die einen Menschen intellektuell, aber auch emotional anspricht, ein großartiger Anfang ist. Transformationsprozess ist ein großes Wort, aber ein Prozess, der es jedem Einzelnen ermöglicht, sich zu verändern, ist der einzige Weg, zu bestimmten Erkenntnissen über die Rolle einer Bürgerin oder eines Bürgers zu gelangen und diese umzusetzen. Wenn die Menschen, das nicht verstehen, wird es keinen Wandel geben.

Deshalb ist eine meiner größten Enttäuschungen, dass ich seit einem Vierteljahrhundert in der Kreativbranche arbeite, um Erzählungen zu produzieren und wirklich nicht viel Unterstützung für meine Arbeit erhalten habe.

Und ich habe das Gefühl, dass, wenn ich in der Lage gewesen wäre, einige meiner Projekte zu verwirklichen, wir eine Gesellschaft hätten, die vielleicht ein wenig weiter auf dem Weg der Veränderung wäre. Denn ich habe so viele junge Frauen in Simbabwe und anderswo, die zu mir kommen und sagen: „Wissen Sie, ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Als ich Aufbrechen gelesen habe, habe ich es verstanden. Aber es war die Artikulation des Problems“. Die Regierung hätte meine Arbeit natürlich nicht unterstützt, aber auch die internationale Gemeinschaft, die sich ebenfalls in irgendeiner Weise mit der Regierung arrangieren muss, war nicht wirklich an meiner Arbeit interessiert. Das ist bedauerlich.

Sarah Elsing:

Alle Hoffnung liegt also im Individuum? Glauben Sie nicht, dass gerade in einer Gemeinschaft eine besondere Kraft zum Wandel entstehen kann? Denken Sie nur an die französische Revolution.

Tsitsi Dangarembga:

Das Individuum ist doch die kleinste Einheit der Gemeinschaft. Man kann die kritische Masse einer veränderten Gemeinschaft nicht ohne das Individuum erreichen. Auch in der Diaspora gibt es Menschen, die die Art und Weise, wie Simbabwe regiert wird, befürworten. Das ist keine homogene Gruppe, die vielleicht von außen auf die Verhältnisse im Land einwirken könnte.

Es muss also tatsächlich mit dem Individuum beginnen. Natürlich kann der Einzelne allein keinen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen. Wenn die Überzeugungen gereift sind, müssen sich Gleichgesinnte zusammenfinden und aktiv werden. Das ist die Wahrheit über den Wandel.

Sarah Elsing:

Vielen Dank für dieses – trotz allem – durchaus hoffnungsvolle Gespräch, Frau Dangarembga!

Tsitsi Dangarembga ist eine preisgekrönte simbabwische Autorin und gilt als bedeutende Regisseurin des jüngeren afrikanischen Kinos. Sie studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und kehrte anschließend in ihre Heimat Simbabwe zurück. 2020 war sie für den britischen Booker Prize nominiert. 2021 erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Tsitsi Dangarembga steht in ihrer Heimat Simbabwe vor Gericht. Jetzt ist sie erst einmal für ein Stipendium nach Harvard geflogen. Das Urteil wird in Kürze erwartet. Ihren Protest gibt die Friedenspreisträgerin nicht auf

“Der Prozess war sogar anregend für meine Arbeit”

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Berlin Valley / Werte Magazin